In der neunten Ausgabe der Festive 500 InOneGo sind wir sprichwörtlich auf Welttournee gegangen: Über 550 Kilometer führten uns durch 13 Länder bzw. Regionen und Städte – dazu durch Wacken, (die) Weitewelt und zuletzt Quaal.
Die Idee: Eine Weltreise durch Schleswig-Holstein
Nach acht Festive-500-inOneGo-Touren in Folge (Stats), war es gar nicht so einfach, eine originelle Idee für diese neunte Auflage zu entwickeln. Zum Glück hatte meine Freundin Maren, inspiriert durch einen Blog-Beitrag auf Biketour Global, die schöne Idee etwas Ähnliches zu machen.
Ich warf daraufhin einen Blick auf die dort vorgestellte Strecke: Der 570 km lange Gravel-Track mit fast 100 km Schotter, losem Untergrund und einer nicht-ständigen Fährverbindung schien mir für unser „inOneGo“-Vorhaben nicht ganz geeignet und somit machte ich mich selbst an die Streckenplanung.
Route
Herausgekommen ist ein 550 km langer, rennradtauglicher Track mit Versorgungsoptionen, die auch mitten in der Nacht offen haben (Aral). Ergänzend plante ich eine abgespeckte 505-km-Variante (Komoot), die bei Streckenkilometer 390 abkürzt, die Stopps Bali, Kalifornien und Brasilien ausspart, aber genau die „erforderlichen“ 500 km abdeckt – nur für den Fall der Fälle.
Stopps
- Sibirien (weißer Wegweiser)
- Grönland (Ortsschild)
- Itzehoe // Aral (24h)
- Wacken (Ortsschild)
- Osterhusum // Mc.D
- England (Ortsschild, Ortsausgang)
- Norwegen (Trafohaus)
- Schweden (Straßenschild)
- Belgrad (Ortsschild „Schörderup“, Rückseite)
- Kappeln // Aral (24h)
- Rußland (gelber Wegweiser)
- Tirol (Wegweiser)
- Rendsburg // Bäcker
- Kamerun (Ortsschild)
- Preetz // Routen-Gabelung (550 / 500)
- Bali (Ortschild)
- Kalifornien (Ortschild)
- Brasilien (Ortschild)
- Weitewelt (Ortschild)
- Berlin (Ortschild) // Alin’s Döner (11-21 Uhr)
- Quaal (Ortschild)
- Hamburg, Klosterstern
Die Tour
Die Wetterprognose war vielversprechend: Mit 4-7 Grad relativ mild, kein Regen laut Radar, und auch die Symbole der einschlägigen Wetterapps verhießen Trockenheit für die nächsten 24 Stunden. Und da standen wir elf StarterInnen nun vor dem – in dichten Nebel gehüllten – Hafenpanorama am Altonaer Balkon ¯\_(ツ)_/¯ – genau dort, wo der ganze Spaß 2016 seinen Anfang nahm.
Nach dem obligatorischen Startfoto ging es über die Elbchaussee Richtung Schenefeld – nicht unbedingt meine Lieblingsstrecke, aber effizient, um schnell aus der Stadt raus zu kommen. Die bunt zusammengewürfelte Gruppe fand erfreulich schnell einen guten Rhythmus. Doch nach nur knapp 5 Kilometern verabschiedete sich die Satteltasche eines Mitfahrers – offenbar leicht überladen (mit Reis!, Es gibt Reis Baby). Dieses Spiel wiederholte sich noch zwei Mal, bevor die Tasche endgültig und energisch mit Kabelbindern fixiert wurde.
Sibirien
Nach gut 40 Kilometern erreichten wir bereits unseren ersten Stopp: Sibirien bei Elmshorn.
Grönland
Keine sieben Kilometer hinter Sibirien liegt Grönland…
Entsprechend der Wetterprognose blieb es zwar regenfrei, die hohe Luftfeuchtigkeit machte aber alles klamm und die nassen Straßen ließen die Reifen ständig Wasser hochschleudern. Feuchtigkeit kondensierte überall. Das hatten wir uns anders vorgestellt, doch es hätte auch schlimmer kommen können. Zum Glück hatte ich mich kurz vor der Abfahrt doch noch für die wasserdichten Velotoze-Überschuhe entschieden.
Nach Itzehoe: Aral
Bei der Routenplanung schien mir ein Stopp nach 70 km eigentlich zu früh, doch angesichts des Wetters war die Pause sehr willkommen. In Itzehoe trennte sich Sebastian leider (geplant) von der Gruppe, der uns bis hier begleitet hatte, und radelte allein zurück nach Hamburg. Damit waren wir noch zehn.
Wacken
Nach Husum: Mac D.
Trotz der suboptimalen Bedingungen kamen wir gut voran – mal auf vernebelten Feldwegen, mal auf verkehrsarmen Straßen. Nach 90 Kilometern erreichten wir den Nord-Ostsee-Kanal, wo die kostenlose, ständig verkehrende Fähre direkt auf uns wartete. Top Timing.
In Friedrichstadt verabschiedete sich leider ein Mitfahrer und nahm die verlockende Option mit der Bahn zurück nach Hamburg zu fahren. Die verbleibenden neun von uns setzten die Reise in die nasse Nacht fort und erreichten bei Kilometer 156 um kurz nach 23:00 unseren zweiten Stopp in Osterhusum. Dort lockte das goldene M mit Pommes, warmen Getränken und der Möglichkeit, die Kleidung zumindest etwas anzutrockenen, um für die kommende, gut 110 km lange Etappe gewappnet zu sein.
England
Von Husum aus ging es auf die Halbinsel Nordstrand in den kleinen Ort England; leider scheint das Ortsschild sehr beliebt zu sein – es wurde geklaut.
Norwegen
Norwegen zu finden, war etwas tricky und verlieh der Tour einen unterhaltsamen Schnitzeljagd-Charakter. Der „Ort“ bestand nur aus einem Hof bzw. einer Straße, und ein Ortsnachweis war schwierig – immerhin gab es ein beschriftetes Trafohäuschen das als Nachweis herhalten musste.
Schweden
Belgrad
Belgrad ist zwar ein richtiger Ort, verfügt aber über kein Ortsschild. Der Name taucht lediglich auf dem Ortsausgangsschild des benachbarten Folgeorts Schörderup auf (in unserer Fahrtrichtung auf der Rückseite des Schildes).
Nach Kappeln: Aral
10 Kilometer hinter Belgrad und 110 Kilometer nach unserem letzten Stopp in Husum erreichten wir gegen 04:30 das noch schlafende Kappeln. Keine Autos, keine Menschen – die Straßen waren wie leergefegt. Unsere Sorge, dass die anvisierte Aral-Tankstelle nur einen Nachtschalter haben könnte, erwies sich glücklicherweise als unbegründet. Die Tankstelle war bestens für uns ausgestattet. Hier konnten wir kurz regenerieren: Getränke auffüllen, etwas essen und trinken, einen kurzen Powernap einlegen, den Wahoo aufladen und die eingesifften Ketten pflegen.
Rußland
Eckernförde
Durch Eckernförde rollten wir ohne Stopp. Als wir die Stadt in Richtung Owschlag verließen, verloren wir leider noch einen Mitfahrer, sodass wir nun nur noch zu acht auf der Straße waren.
Tirol
Nach Rendsburg: Bäcker
Die Nacht ging endlich zu Ende, und der Himmel wurde langsam hell. In Rendsburg legten wir eine kurze Pause bei unserem Stamm-Bäcker ein, bevor wir unter dem Nord-Ostsee-Kanal wieder auf die Südseite des Kanals wechselten.. Next Stopp: Kamerun.
Kamerun
Pasta in Preetz
Nach 390 Kilometern erreichten wir Preetz. Geplant war eigentlich nur ein kurzer Stopp an einer Shell-Tankstelle, aber wir sehnten uns nach etwas „Richtigem“. Ein kurzer Blick auf Google Maps führte uns zu einem Pizza-Pasta-Imbiss, wo wir es uns – den Umständen entsprechend – gemütlich machten. Hier stand nun auch die Entscheidung an: Wer fährt die volle 550-Kilometer-Tour inkl. Bali, Kalifornien und Brasilien, und wer kürzt ab auf „nur“ 500 Kilometer? Bei den letzten Stopps hatte ich das Gefühl gewonnen, der Einzige zu sein, der die vollen 550 rollen wollte. Doch ich lag falsch – René und Patrick waren ebenfalls „all in“ dabei und so ging es nach einer unerwartet langen Pause zu dritt weiter.
Bali
Kalifornien
Brasilien
Das Ortsschild von Brasilien wurde leider ebenfalls gestohlen. Wenigstens geben die Parkplatzwerbung und die aufgemalte Landesfahne auf dem Haus im Hintergrund einen kleinen Hinweis auf den Standort.
Weitewelt
Berlin
In der Bundeshauptstadt legten wir unseren letzten Versorgungsstopp ein: Bei Alin’s Döner gab es schnell einen Ayran, und die Trinkflaschen wurden ein letztes Mal für die verbleibenden 70 Kilometer aufgefüllt.
Quaal
Als wir Quaal um 17:20 Uhr erreichten, war es bereits wieder dunkel, und dichter Nebel legte sich erneut über die Landschaft. Die letzte Herausforderung wartete noch: der Klingberg. René was not amused. Doch der dichte Nebel verdeckte Berg, Funkturm und Anstieg – manchmal hat schlechte Sicht auch ihre Vorteile.
Hinter dem Klingberg bog René in Richtung Geesthacht ab – mit 610 Kilometern hatte er die längste Tour von uns allen. Patrick und ich rollten entspannt in die Stadt, nur die letzten 6 Kilometer ab dem Track-Ende bis zu meiner Haustür zogen sich dann etwas unerwartet in die Länge.
Schlussbetrachtung
Ich hatte mir die Tour ganz anders vorgestellt und dachte, sie wird die härteste von allen – eine kleine Quaal. Besonderen Respekt hatte ich vor dem welligen Profil, vor allem in der „Holsteinischen Schweiz“ auf den letzten 200 Km. Außerdem befürchtete ich, dass die vielen Stopps den Flow stören würden – doch das Gegenteil war der Fall: Die Strecke strukturierte sich so in kleine, überschaubare Abschnitte und man konnte sich so sehr schön von „Land zu Land“ hangeln. Besonders cool war, dass wir fast 400 Kilometer nahezu geschlossen als Gruppe bis Preetz fahren konnten und sich unsere Wege dort auch nur aufgrund der unterschiedlichen Strecken aufteilten. Vielen Dank und Kudos an alle, die dabei waren! Es war fantastisch.
Next Year (2025)
Wer ernsthaftes Interesse an einer Teilnahme zum 10-jährigen Jubiläum hat, für den könnte dieser Post von Interesse sein: Festive 500 – InOneGo 2025: Transalp
Ergebnisse 2024
- Starter: 10 (+1 Anfahrhilfe durch Sebastian)
- Finisher: 3 × 550 km + 5 × 500 km